Risiko oder Chance?

Fachkräftemangel in der Produktionsplanung
Michael Keuters · 05. September 2024
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Es ist keine neue Erkenntnis, die mir immer häufiger kommt: Der Fachkräftemangel ist längst kein düsteres Zukunftsszenario mehr, sondern eine bittere Realität. Auch in der Produktion sowie konkret in der Produktionsplanung macht sich der Mangel an qualifizierten Fachkräften immer mehr bemerkbar. Ohne gut ausgebildetes und zufriedenes Personal werden Produktionsprozesse ineffizient, was zu Engpässen, Verzögerungen und höheren Kosten führt. Doch ist der Fachkräftemangel tatsächlich nur ein Risiko – oder könnte er Unternehmen auch dazu führen, neue, innovative Wege zu beschreiten und dabei ihre Planung sowie bestehende Fertigungsprozesse zu optimieren und dadurch wettbewerbsfähig zu bleiben?

Achtung, Spoiler: Ich bin der Meinung, dass der Fachkräftemangel uns auf vielen Ebenen Chancen bietet. Sowohl den einzelnen Unternehmen als auch dem Wirtschaftsstandort Deutschland und Europa. Doch zuerst möchte ich einmal kurz die (sicherlich nicht unbekannten) Risiken, die der Fachkräftemangel vor allem für produzierende Unternehmen mit sich bringt, aufführen.

Fachkräftemangel – ein Problem mit weitreichenden Folgen: Statistiken zeigen, dass auch in der Produktionsplanung, wie eingehend von mir angemerkt, zahlreiche Stellen unbesetzt bleiben. Der „War for Talents“ hat die produzierende Industrie voll erfasst. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) sind betroffen, da sie oft nicht die Ressourcen haben, um im Wettbewerb um die besten Köpfe mitzuhalten. Doch welche konkreten Risiken birgt der Fachkräftemangel in der Produktionsplanung eigentlich?

Risiken des Fachkräftemangels:

  1. Engpässe in der Produktion: Fehlende Planer können dazu führen, dass Produktionsprozesse suboptimal laufen. Dies verursacht Engpässe, die im schlimmsten Fall die gesamte Produktion lahmlegen. Ungeplante Maschinenstillstände, die Zunahme von Rüstvorgängen und damit einhergehende Ressourcenverschwendung sind häufige Folgen.
  2. Rückgang der Mitarbeiterzufriedenheit: Eine fehlerhafte und nicht vorrausschauende Produktionsplanung und das daraus wahrgenommene Chaos in der Produktion nagt an der Zufriedenheit der Mitarbeiter – über die Produktionsplanung hinaus. Die Mitarbeiter werden immer mehr abgelenkt von der eigentlichen Arbeit, die sie gerne durchführen. Unzufriedene Mitarbeiter bedeuten vor allem eines: Die eigentliche Effizienz in der Produktion geht drastisch zurück.
  3. Verzögerungen in der Lieferkette: Eine ineffiziente Planung führt zwangsläufig zu Verzögerungen in der Lieferkette. Kunden können nicht fristgerecht beliefert werden, was zu Unzufriedenheit und im schlimmsten Fall zum Verlust wichtiger Kunden führt. In einer Welt, in der in vielen Branchen „Just-in-Time“-Lieferungen und stark verkürzte Lagerdauern zur Norm geworden sind, kann das fatale Folgen haben.
  4. Kostenexplosion: Jeder Fehler in der Planung zieht in der Regel zusätzliche Kosten nach sich – sei es durch Überstunden, den Einsatz von teuren Ersatzlösungen oder Strafen für verspätete Lieferungen. Fehlende Fachkräfte machen es schwer, solche Fehler zu vermeiden und entstandene Fehler zu kompensieren.
  5. Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr: Unternehmen, die ihre Produktionsprozesse nicht im Griff haben, riskieren, im nationalen sowie globalen Wettbewerb zurückzufallen. In Zeiten, in denen Märkte immer stärker umkämpft sind, kann dies den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen.

Chancen durch neue Strategien: Der Fachkräftemangel zwingt Unternehmen jedoch auch, ihre gewohnten Strategien zu überdenken und neue Wege zu gehen. Zwei besonders vielversprechende Ansätze haben sich dabei herauskristallisiert: das Outsourcing der Produktionsplanung und die Einführung spezialisierter Produktionsplanungssoftware.

1. Outsourcing der Produktionsplanung: Das Outsourcing von Unternehmensprozessen ist längst kein neues Konzept mehr, doch in der Produktionsplanung wird es bisher noch wenig genutzt. Dabei bietet es zahlreiche Vorteile, besonders in Zeiten des Fachkräftemangels.

Vorteile des Outsourcings:

  • Kosteneffizienz: Durch das Outsourcing der Produktionsplanung sparen Unternehmen die Kosten für die Rekrutierung und Weiterbildung von Fachkräften sowie die Investitionen in eigene Planungstools. Stattdessen zahlen sie nur für die tatsächlich erbrachten Planungsleistungen.
  • Zugang zu Expertise: Externe Dienstleister sind auf Produktionsplanung spezialisiert und bringen oft ein tiefgehendes Fachwissen mit, das intern nur schwer aufzubauen wäre. So profitieren Unternehmen von erprobten „best practices“ und innovativen Lösungen, ohne diese selbst entwickeln zu müssen.
  • Flexibilität: Ein weiterer Vorteil des Outsourcings ist die Flexibilität. Unternehmen können je nach Auftragslage entscheiden, wie viel sie auslagern wollen. So lassen sich Ressourcen optimal nutzen und Engpässe in der Planung vermeiden.
  • Fokus auf Kernkompetenzen: Indem Unternehmen ihre Produktionsplanung outsourcen, können sie sich stärker auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren. Das interne Team wird entlastet und kann sich auf strategische Aufgaben fokussieren.

Risiken beim Outsourcing: Natürlich gibt es auch Herausforderungen. Dazu zählen die Abhängigkeit von externen Partnern und die Notwendigkeit, sensible Daten zu teilen. Vertrauen und klare vertragliche Vereinbarungen sind hier entscheidend, um reibungslose Abläufe sicherzustellen. Auch die Kommunikation muss stimmen, damit keine Missverständnisse entstehen.

2. Einführung einer Produktionsplanungssoftware: Eine alternative Strategie zur Bewältigung des Fachkräftemangels ist die Einführung einer spezialisierten Produktionsplanungssoftware (PPS) oder eines erweiterten Planungssystems (APS). Diese Tools sind darauf ausgelegt, Produktionsprozesse effizienter und transparenter zu gestalten.

Vorteile von Softwarelösungen:

  • Automatisierung und Effizienz: Eine Produktionsplanungssoftware automatisiert viele repetitive Aufgaben, die sonst manuell erledigt werden müssten. Dadurch steigt die Effizienz, und Planungsfehler werden minimiert.
  • Transparenz und Kontrolle: Mit der richtigen Software haben Unternehmen jederzeit Einblick in ihre Produktionsprozesse. Sie können Engpässe frühzeitig erkennen und gegensteuern. Zudem lassen sich wichtige Kennzahlen in Echtzeit überwachen, was die Entscheidungsfindung verbessert.
  • Skalierbarkeit: Softwarelösungen lassen sich flexibel an wachsende Anforderungen anpassen. Wenn das Unternehmen wächst, kann die Software problemlos erweitert werden, ohne dass neue Planer eingestellt werden müssen.
  • Integration: Moderne Produktionsplanungssoftware lässt sich in bestehende Systeme wie MES (Manufacturing Execution Systems) oder ERP (Enterprise Resource Planning) integrieren. Dadurch wird ein reibungsloser Datenfluss gewährleistet und Doppelarbeit vermieden.

Herausforderungen bei der Implementierung: Die Einführung einer neuen Software ist jedoch nicht ohne Herausforderungen. Unternehmen müssen bereit sein, in die Implementierung und Schulung ihrer Mitarbeiter zu investieren. Zudem sollten bestehende Prozesse in Teilen an die neue Software angepasst werden, was Zeit und Ressourcen erfordert. Eine regelmäßige Aktualisierung und Anpassung der Software an neue Prozesse entlang der Wertschöpfungskette ist ebenfalls notwendig, um mit den sich ändernden Marktbedingungen Schritt zu halten.

Fazit: Der Fachkräftemangel in der Produktionsplanung stellt zweifellos ein großes Risiko dar. Doch wie so oft und auch anfangs von mir bereits erwähnt, birgt auch diese Herausforderung Chancen für Unternehmen, die bereit sind, neue Wege zu gehen. Ob durch Outsourcing oder den Einsatz moderner Softwarelösungen – Unternehmen haben heute mehr Möglichkeiten denn je, ihre Produktionsprozesse zu optimieren und sich zukunftssicher aufzustellen – also ein deutlicher Bruch mit dem „Das haben wir schon immer so gemacht!“. Der Schlüssel liegt meiner Meinung nach darin, die für das eigene Unternehmen passende Lösung zu finden und diese konsequent umzusetzen.

Letztlich geht es darum, den Fachkräftemangel nicht nur als Bedrohung zu sehen, sondern als Anstoß für Veränderung und Innovation. Mit den richtigen Maßnahmen kann der Mangel an Fachkräften sogar zur Chance werden, z. B. die eigene Produktionsplanung und damit auch die eigene Produktion auf das nächste Level zu heben.

Michael ist seit 2020 bei der tetys tätig, zu Beginn als Projektmanager und mittlerweile als Geschäftsführer. Er bringt seine Leidenschaft für Digitalisierung und komplexe Produktionsprozesse in die tägliche Arbeit ein und hat großen Spaß an den komplexen Fragen und deren Lösungen. Darüber hinaus ist er ein leidenschaftlicher Fußballfan - hierbei schlägt sein Fan-Herz für die schwarz-gelbe Region des Ruhrgebiets sowie die Heimatstadt der Beatles - und passionierter FIFA-Spieler. Keine Version seit FIFA 96 hat er verpasst. Trotz der Herausforderungen des Berufslebens und als zweifacher Vater findet er immer noch die Zeit, sich auf dem virtuellen Spielfeld zu beweisen.

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