Trends und Entwicklungen für die Kunststoffindustrie der Zukunft

Fakuma Messe 2024
Lia Keuters · 04. November 2024
tetys

Kaum etwas polarisiert zurzeit so viel wie das Thema Plastik. Plastikmüll reist in den Meeren um die Welt, während unermüdlich daran gearbeitet wird, Alternativen zu finden. Die Kunststoffwelt verändert sich und ist immer weiter auf der Suche nach innovativen Recyclingmethoden. Kunststoff ist ökologisch verträglicher und vielseitiger denn je. In der Industrie sind stetige Veränderungen zu beobachten, die durch neue Trends und Entwicklungen immer mehr werden.

Um einen Eindruck über  aktuelle Herausforderungen und neue Innovationen zu bekommen, war ich dieses Jahr zum ersten Mal zusammen mit zwei Kollegen auf der Fakuma Messe für Kunststoffverarbeitung in Friedrichshafen. Was wir dort erlebt haben, welches Trends und Entwicklungen es aktuell auf dem Markt gibt und was Aussteller bei der Messe zur Zukunft des Kunststoffs zu sagen haben, wird in diesem Blogartikel vorgestellt.

Als führende Fachmesse für die Kunststoffverarbeitung zieht die Fakuma jedes Jahr Tausende von Fachbesuchern und Ausstellern aus der ganzen Welt an. Dieses Jahr hat die Veranstaltung einen klaren Fokus auf nachhaltige Lösungen und  Digitalisierung gelegt.

Neue Recyclingtechnologien

Die Kreislaufwirtschaft war eines der führenden Themen der Fakuma 2024. Die diesjährige Messe war gefüllt mit innovativen Ansätzen und Technologien, die das Kunststoffrecycling effizienter und wirtschaftlich attraktiver gestalten.

Ein besonders vielversprechender Trend auf der Fakuma war das chemische Recycling, bei dem Kunststoffe auf molekularer Ebene in ihre Grundbestandteile zerlegt und für neue Produkte wiederverwendet werden können. Mehrere Aussteller zeigten Prototypen für Recyclinganlagen, die durch den Einsatz innovativer Katalysatoren auch komplexere Kunststoffverbunde trennen und wieder aufbereiten können. Diese Technologien könnten einen erheblichen Einfluss darauf haben, den Anteil von recyceltem Material in der Produktion zu steigern und langfristig eine Alternative zur Produktion von Neuplastik zu schaffen.

Doch auch wenn Recycling weiterhin eine wichtige Rolle spielt und jeder sich gerne den grünen Punkt auf sein Produkt klebt, ist dieser Trend generell etwas rückläufig da es eine Geldfrage ist und die Investitionsfreude in Deutschland zurzeit eher gering ist, erzählt uns ein Aussteller auf der Messe. Aber grundsätzlich ist es weiterhin eine zentrale Frage und mehr Geschäfte werden in Zukunft gemacht werden. So hat bereits die Europäische Kommission mit ihrem Beschluss für 2030, dass  alle auf dem EU-Markt in Verkehr gebrachten Kunststoffverpackungen wiederverwendbar sein oder kosteneffizient recycelt werden können (https://environment.ec.europa.eu/strategy/plastics-strategy_en), einen weiteren Impuls in Richtung Kreislaufwirtschaft in der Branche gebracht.

Digitalisierung und Industrie 4.0: Der Weg zur „Smart Factory“

Die Digitalisierung spielte auf der Fakuma 2024 eine zentrale Rolle. Die Einführung von Industrie 4.0 in der Kunststoffverarbeitung eröffnet neue Möglichkeiten, Produktionsprozesse zu optimieren und gleichzeitig den Materialverbrauch zu reduzieren. Die Messe bietet Einblicke in eine Vielzahl von Lösungen, die die Vernetzung von Maschinen und Prozessen hervor gehoben hat.

Doch auch auf der Kundenebene und im CRM spielt KI eine wichtige Rolle. Fragen, wie ich beispielsweise meinen Markt gut betreuen kann, meine Kunden finden und möglichst individuell behandeln kann wird von KI unterstützt. Außerdem ist KI beim Thema Angebot und Nachfrage mittlerweile unersetzlich.

Ein weiterer Schwerpunkt bei der Messe lag auf der Entwicklung der „Smart Factory“, in der Produktionsprozesse durchgehend digitalisiert und automatisiert werden. Maschinen und Sensoren überwachen den Produktionsprozess in Echtzeit, was eine schnelle Reaktion auf Qualitätsprobleme ermöglicht. Verschiedene Aussteller zeigen, wie KI-gestützte Systeme dabei helfen, Maschinenleistung zu analysieren und Produktionsprozesse effizient zu gestalten. Die Fakuma 2024 hat außerdem konkrete Anwendungen gezeigt, bei denen Maschinen automatisch mögliche Ausfälle erkennen und frühzeitig melden. So kann die Betriebszeit optimiert und der Energieverbrauch reduziert werden – ein wichtiger Schritt für die Nachhaltigkeit.

Neue Hochleistungsmaterialien und Hybridwerkstoffe

Die Messe war darüber hinaus auch eine Bühne für zahlreiche innovative Werkstoffe, die sowohl leistungsstark als auch umweltfreundlich sind. Hochleistungskunststoffe und Hybridmaterialien, die für anspruchsvolle Anwendungen in der Automobilindustrie, Luft- und Raumfahrt oder Medizintechnik entwickelt wurden, gehören zu den Messe-Highlights. Aber auch alltägliche Dinge wie Strand Spielzeuge aus bestimmten Materialien waren Teil der neuen Innovationen. So haben wir mit einem Aussteller gesprochen, der Beach-Ball Schläger aus einem Zusammenschluss von recyceltem und neuem Material herstellt und so den Schläger wiederverwertbar macht. Dies ist nur eins von vielen Beispielen wo neue Materialen und Werkstoffe, die Produkte nachhaltiger und wiederverwendbarer machen.

Besonders beeindruckend sind Verbundwerkstoffe, die herkömmliche Kunststoffe mit Glas- oder Kohlenstofffasern kombinieren. Diese Hybridmaterialien bieten die Vorteile von hoher Stabilität und geringem Gewicht und sind damit perfekt geeignet für die Automobilindustrie, in der ein geringer Materialeinsatz bei hoher Festigkeit entscheidend ist. Diese Werkstoffe helfen nicht nur, das Gewicht und somit den Energieverbrauch von Fahrzeugen zu reduzieren, sondern tragen auch zu einer besseren Materialeffizienz bei.

Nachhaltiges Produktdesign

Das nachhaltige Produktdesign war ebenfalls ein zentraler Bestandteil der Fakuma 2024. Von Anfang an werden Produkte im Bestfall so entworfen, dass sie langlebig, reparierbar und leicht recycelbar sind. Diese Designstrategien sind ein entscheidender Schritt, um den Materialverbrauch in der Kunststoffindustrie langfristig zu reduzieren.

Zusätzlich haben mehrere Aussteller neue Softwarelösungen vorgestellt, die es Unternehmen ermöglichen, den gesamten Lebenszyklus eines Produkts zu überwachen und zu optimieren. Diese Systeme erfassen den CO₂-Fußabdruck eines Produkts, von der Rohstoffgewinnung über die Fertigung bis zur Entsorgung, und helfen, den gesamten Produktionsprozess nachhaltiger zu gestalten.

Innovationen im Spritzguss

Ein weiterer Schwerpunkt der Fakuma 2024 lag auf neuen Technologien in der Spritzguss- und Extrusionstechnik, die zentrale Verfahren der Kunststoffverarbeitung darstellen. Mehrere Aussteller präsentierten Maschinen, die eine präzisere und energieeffizientere Verarbeitung ermöglichen.

Insbesondere die Mikrospritzgusstechnologie stieß auf großes Interesse. Durch diese Technologie lassen sich winzige, hochpräzise Bauteile herstellen, die besonders für die Medizintechnik und Elektronik interessant sind. Auch im Bereich der Extrusion (Pressen von Materialien durch eine kleine Öffnung) gab es spannende Innovationen zu sehen: Neue energieeffiziente Maschinen bieten eine höhere Leistung bei geringem Energieverbrauch, was nicht nur die Herstellungskosten senkt, sondern auch den ökologischen Fußabdruck verringert.

Fazit

Die Fakuma Messe 2024 hat eindrucksvoll gezeigt, wie die Kunststoffindustrie die Herausforderungen unserer Zeit aktiv angeht. Auch wenn das Thema Nachhaltigkeit zurzeit vielleicht etwas ins Stocken geraten ist, so wird es in den kommenden Jahren weiterhin eine zentrale Rolle spielen. Ob durch die Entwicklung neuer Recyclingmethoden, den Einsatz von Biokunststoffen oder die Transformation zur Smart Factory – die Messe hat eine Plattform für zukunftsweisende Technologien und Lösungen geboten, die die Industrie langfristig nachhaltiger und effizienter gestalten. Die aktuellen Innovationen zeigen, dass Kunststoff längst mehr ist als nur Verpackung – er ist Werkstoff und nachhaltiger Problemlöser zugleich. Die nächsten Jahre werden entscheidend sein, um diesen Wandel weiter voranzutreiben und das Potenzial von Kunststoff in einer verantwortungsvollen, umweltfreundlichen Richtung voll auszuschöpfen.

Quellen:
Plastics strategy. (n.d.). Environment. https://environment.ec.europa.eu/strategy/plastics-strategy_en

Lia ist seit 2024 ein fester Teil der tetys Familie und ist im Marketing-Bereich tätig. Mit ihrem kürzlich erhaltenen Bachelor in Communications bringt sie frischen Wind und neue Ideen mit zu tetys. In ihrer Freizeit macht sie sehr gerne Sport und läuft freiwillig einem orangenen Ball hinterher oder gelegentlich auch mal einen Halbmarathon.  

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