Ausblick für die Fertigungsindustrie

Fünf Herausforderungen, die Unternehmen der fertigenden Industrie in 2025 angehen müssen
Die Fertigungsindustrie steht vor einem richtungsweisenden Jahr. Fachkräftemangel, unbeständige Märkte und immer weiter steigende Kosten zwingen Unternehmen dazu, ihre Prozesse neu zu überdenken. Doch während viele von Digitalisierung und Automatisierung sprechen, stellt sich für Geschäftsführer eine viel essenziellere Frage. Wie bleibt mein Unternehmen wettbewerbsfähig, ohne riskante Umstrukturierungen vorzunehmen?
Hier sind die fünf zentralen Herausforderungen, mit denen sich Entscheider jetzt auseinandersetzen müssen. Noch wichtiger ist jedoch die Frage, welche Lösungen in der Praxis funktionieren.
Fachkräftemangel: Automatisierung ist keine Kür mehr, sondern Pflicht
Der demografische Wandel zeigt seine volle Wirkung. Erfahrene Produktionsplaner, Disponenten und Fachkräfte sind schwer zu finden und daher noch schwerer zu halten. Der Druck auf die bestehenden Teams steigt dazu noch, da Produkte und Produktionsprozesse an Komplexität zunehmen.
Bei all den Themen rund um die Automatisierung geht es aber nicht darum, Mitarbeitende durch Maschinen zu ersetzen. Vielmehr müssen Unternehmen die Frage beantworten, wie das vorhandene Personal so eingesetzt werden kann, dass es den größten Mehrwert bringt.
Eine Lösung liegt z.B. in der Automatisierung der Produktionsplanung. Durch intelligente Systeme können Aufträge und Ressourcen so effizient koordiniert werden, dass weniger operative Eingriffe notwendig sind. Gleichzeitig verbessert sich die Arbeitsqualität für bestehende Mitarbeitende, da wiederkehrende manuelle Aufgaben reduziert werden – die Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Unternehmen, die frühzeitig in automatisierte Planung investieren, sind weniger abhängig von personellen Engpässen und können sich langfristig stabiler aufstellen.
Zusätzlich lohnt es sich, in gezielte Weiterbildungsprogramme zu investieren. Anstatt lange nach neuen Fachkräften zu suchen, kann bestehendes Personal durch digitale Werkzeuge unterstützt und für neue Aufgaben qualifiziert werden.
Unsichere Lieferketten: Planung muss widerstands- und anpassungsfähiger werden
Globale Lieferketten bleiben nicht nur fragil, sie werden immer instabiler. Politische Spannungen, Naturkatastrophen und Rohstoffknappheit sind nicht mehr die Ausnahme, sie werden immer mehr zur Regelmäßigkeit. Wer ausschließlich auf wenige Hauptlieferanten setzt, geht ein hohes Risiko ein und läuft Gefahr, Produktionsstillstände zu erleben.
Die alte Strategie der reinen Kostenoptimierung stößt an ihre Grenzen. Unternehmen müssen flexibler planen, um sich schnell an neue Gegebenheiten anzupassen. Eine Möglichkeit besteht darin, gezielt alternative Bezugsquellen aufzubauen. Wer mit mehreren Lieferanten arbeitet, reduziert das Risiko von Engpässen und ist weniger abhängig von einzelnen Märkten.
Neben der Beschaffung kann auch die Produktionsplanung selbst krisenfester gemacht werden. Moderne Systeme nutzen künstliche Intelligenz oder ein Geflecht von Algorithmen, um mit deren Hilfe mögliche Engpässe frühzeitig zu erkennen und automatisch alternative Szenarien zu berechnen. Unternehmen, die in resiliente Planung investieren, können sich schneller an Lieferprobleme anpassen und so Wettbewerbsvorteile sichern.
Hohe Energiekosten und Nachhaltigkeitsdruck: ökologisches Handeln wird zum Wettbewerbsfaktor
Nachhaltigkeit war lange nur ein optionales Thema, doch mittlerweile hat es direkte wirtschaftliche Auswirkungen. Kunden, Investoren und Gesetzgeber fordern emissionsärmere Produktionsprozesse. Gleichzeitig steigen die Energiekosten, sodass Effizienzmaßnahmen immer wichtiger werden.
Ein entscheidender Faktor ist die Optimierung des Energieverbrauchs in der Produktion. Unternehmen, die über einen modernen Maschinenpark verfügen und regelmäßig ihre Prozesse hinterfragen und optimieren, können den Energieeinsatz erheblich reduzieren. Zusätzlich lassen sich durch intelligente Planung Maschinenlaufzeiten besser steuern, sodass unnötige Leerlaufzeiten vermieden werden.
Ein weiteres Potenzial liegt in der Nutzung vorhandener Ressourcen. Wer z.B. Abwärme effizient weiterverwendet oder Recyclingprozesse optimiert, kann nicht nur Kosten sparen, sondern auch langfristig nachhaltiger wirtschaften. Neben den direkten Einsparungen bringen nachhaltige Maßnahmen auch strategische Vorteile. Unternehmen mit einer klaren Nachhaltigkeitsstrategie sind für Kunden attraktiver und können von Förderprogrammen profitieren.
Digitalisierung und Automatisierung: Viele Unternehmen haben Angst vor der falschen Investition
Industrie 4.0 ist kein neues Thema. Trotzdem tun sich viele Unternehmen schwer damit, konkrete Digitalisierungsprojekte umzusetzen. Oft herrscht Unsicherheit darüber, welche Investitionen wirklich sinnvoll sind und wie hoch der tatsächliche Nutzen ausfällt.
Der Schlüssel zur erfolgreichen Digitalisierung liegt in einem schrittweisen Vorgehen. Anstatt das gesamte Unternehmen auf einmal „umzukrempeln“, sollten Unternehmen mit konkreten Prozessen beginnen, die sich schnell optimieren lassen – die „low hanging fruits“. Eine Möglichkeit besteht z.B. darin, zunächst einzelne Bereiche wie die Schichtplanung oder die Maschinenbelegung für einen vorher definierten Teilbereich der Fertigung zu automatisieren.
Ein entscheidender Erfolgsfaktor für Digitalisierungsprojekte ist die Einbindung der Mitarbeitenden. Viele Technologien scheitern nicht an der Technik, sondern am Widerstand innerhalb des Unternehmens. Wer seine Teams frühzeitig in neue Prozesse einbindet und den konkreten Nutzen aufzeigt, kann interne Hürden abbauen und die Akzeptanz für digitale Lösungen erhöhen.
Volatile Märkte: Starre Prozesse sind ein Risiko
Die Anforderungen an produzierende Unternehmen ändern sich schneller als je zuvor. Kunden erwarten immer kürzere Lieferzeiten, individuellere Produkte und maximale Flexibilität. Gleichzeitig schwanken Auftragseingänge stark, sodass Produktionskapazitäten immer wieder angepasst werden müssen.
In einer solchen Umgebung sind starre Prozesse ein großes Risiko. Unternehmen, die an festen Produktionsplänen festhalten, können sich nicht schnell genug an veränderte Marktbedingungen anpassen. Um flexibel zu bleiben, müssen Planungsprozesse dynamischer gestaltet werden.
Intelligente Planungssysteme ermöglichen es, spontane Änderungen automatisch zu berücksichtigen. Statt manuell nach Lösungen zu suchen, können moderne Systeme in Echtzeit berechnen, wie sich Änderungen auf den gesamten Produktionsprozess auswirken.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Produktionskapazitäten gezielt flexibler zu halten. Wer zu stark auf eine maximale Auslastung setzt, riskiert, kurzfristige Änderungen nicht umsetzen zu können. Unternehmen mit einer ausgeglichenen Strategie zwischen Effizienz und Reaktionsfähigkeit sind besser auf unvorhergesehene Schwankungen vorbereitet.
Fazit: die Fertigungsindustrie muss jetzt handeln
Die Fertigungsindustrie verändert sich schneller als je zuvor. Wer heute die richtigen strategischen Entscheidungen trifft, sichert die Zukunft seines Unternehmens und bleibt langfristig wettbewerbsfähig.
Unternehmen sollten ihre Planung so optimieren, dass Fachkräfte bestmöglich entlastet werden. Gleichzeitig müssen Lieferketten und Produktionsprozesse widerstandsfähiger gegen äußere Einflüsse werden. Digitalisierung und Automatisierung bieten dabei enorme Potenziale, doch die Einführung neuer Systeme muss gezielt erfolgen.
Nachhaltigkeit ist nicht mehr nur ein Kostenfaktor, sondern ein strategischer Wettbewerbsvorteil. Unternehmen, die Energieeinsparungen und umweltfreundliche Prozesse konsequent umsetzen, profitieren von langfristigen Kostensenkungen und einer besseren Marktposition.
Flexibilität wird in den kommenden Jahren entscheidend sein. Die Fähigkeit, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren, entscheidet über die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens. Unternehmen, die ihre Produktion in diese Richtung ausrichten, sichern sich einen nachhaltigen Vorteil gegenüber dem Wettbewerb.